Klimafaktoren für Ihren Energieausweis: Darauf kommt es an

Veröffentlicht am: 17. Mai 2025
Letztes Update: 5. Mai 2025
isa
Autor: isa

Bei der Erstellung eines Energieausweises spielen Klimafaktoren eine entscheidende Rolle für die Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden. Diese Faktoren berücksichtigen die regionalen klimatischen Bedingungen und ermöglichen durch Witterungsbereinigung einen fairen Vergleich von Energieverbräuchen – unabhängig davon, ob ein Gebäude in München oder Hamburg steht.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) liefert die notwendigen Klimadaten, die als Grundlage für die Berechnung von Gradtagzahlen dienen und den Einfluss der Außentemperatur auf den Energieverbrauch abbilden. Mit diesen Daten können Energieberater den tatsächlichen Verbrauch eines Gebäudes an ein Referenzklima anpassen und so einen aussagekräftigen Energieausweis erstellen, der den gesetzlichen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) entspricht.

factDas Wichtigste auf einen Blick

  • Klimafaktoren dienen der Witterungsbereinigung des Heizenergieverbrauchs in Energieausweisen, um Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Jahren und Standorten zu gewährleisten.
  • Der Deutsche Wetterdienst (DWD) berechnet Klimafaktoren für über 8.200 Postleitzahlbereiche in Deutschland, die monatlich aktualisiert und kostenlos veröffentlicht werden.
  • Bei Verbrauchsausweisen müssen mindestens drei zusammenhängende Heizkostenabrechnungsperioden (36 Monate) berücksichtigt werden, wobei der bereinigte Energieverbrauchskennwert durch Multiplikation des gemessenen Verbrauchs mit dem Klimafaktor ermittelt wird.
  • Die Methodik ist im Gebäudeenergiegesetz (GEG) gesetzlich verankert und basiert auf dem Testreferenzjahr 2011 (TRY 11) des Standorts Potsdam.
  • Durch den Klimawandel können historisch basierte Klimafaktoren veraltete Vergleichswerte liefern, weshalb alternative Berechnungsmethoden mit rollierenden 10-Jahres-Mittelwerten für aktuellere Referenzen diskutiert werden.

Klimafaktoren für Energieausweise: Grundlagen und Bedeutung

Beim Thema Energieausweis stolpern viele über den Begriff „Klimafaktoren“. Als Energieberater begegnet mir diese Verwirrung täglich. Klimafaktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Erstellung aussagekräftiger Energieausweise – und trotzdem wissen selbst manche Fachleute nicht genau, was dahintersteckt.

Was sind Klimafaktoren?

Klimafaktoren sind rechnerische Größen, die den Einfluss der Witterung und des Klimas auf den Energieverbrauch eines Gebäudes berücksichtigen. Sie dienen der sogenannten Witterungsbereinigung des Heizenergieverbrauchs. Vereinfacht gesagt: Mit Klimafaktoren machen wir Energieverbrauchswerte verschiedener Jahre und unterschiedlicher Standorte vergleichbar. Der Deutsche Wetterdienst berechnet Klimafaktoren flächendeckend für ganz Deutschland – genauer gesagt für über 8.200 Postleitzahlenbereiche. Diese Faktoren basieren auf Temperaturunterschieden zwischen der tatsächlichen Außentemperatur am jeweiligen Standort und einem definierten Referenzklima. Letzte Woche hatte ich einen Fall in München, wo ein Hausbesitzer nicht verstand, warum sein Energieverbrauch trotz Dämmung höher ausfiel. Der Grund? Ein besonders kalter Winter! Nach Anwendung des Klimafaktors zeigte sich die tatsächliche Verbesserung.

Warum sind Klimafaktoren im Energieausweis wichtig?

Ohne Klimafaktoren wären Energieausweise praktisch wertlos. Warum? Weil der Energieverbrauch eines Gebäudes stark von den klimatischen Verhältnissen abhängt. Ein identisches Gebäude verbraucht in Flensburg mehr Heizenergie als in Freiburg – einfach wegen der unterschiedlichen Temperaturen. Die Klimafaktoren sorgen dafür, dass wir:

  • Gebäude in verschiedenen klimatischen Regionen Deutschlands fair vergleichen können
  • Energieverbrauchskennwerte verschiedener Jahre trotz Temperaturschwankungen aussagekräftig bleiben
  • Den tatsächlichen energetischen Zustand eines Gebäudes bewerten können, unabhängig von Wettereinflüssen
  • Gesetzliche Anforderungen nach EnEV und GEG erfüllen

Für verbrauchsbasierte Energieausweise ist die Witterungsbereinigung mittels Klimafaktors gesetzlich vorgeschrieben. Sie gewährleistet, dass der Energieausweis auf der Grundlage von standardisierten Bedingungen erstellt wird. Ohne diese Bereinigung wäre ein Gebäude in einem milden Winter scheinbar energieeffizienter als in einem strengen Winter – obwohl sich am Gebäude selbst nichts geändert hat.

Berechnung der Klimafaktoren mithilfe von Klimadaten

Die Berechnung des Klimafaktors mag komplex klingen, folgt aber einem logischen Prinzip. Der Deutsche Wetterdienst stellt diese Berechnungen zur Verfügung, damit Energieberater nicht selbst zu Meteorologen werden müssen.

Einfluss der Witterung auf Energieverbrauch

Die Witterung beeinflusst den Energieverbrauch eines Gebäudes maßgeblich. Rund 70% des Energieverbrauchs in Wohngebäuden entfallen auf die Heizung – und dieser Anteil hängt direkt von den Außentemperaturen ab. Dabei geht’s nicht nur um die durchschnittliche Jahrestemperatur. Entscheidend sind die sogenannten Heiztage – also Tage, an denen die Durchschnittstemperatur unter 15°C liegt. Nur dann wird typischerweise geheizt. Die Temperaturdifferenz zwischen der gewünschten Raumtemperatur (normalerweise 20°C) und der Außentemperatur bestimmt den Heizenergiebedarf. Ich erinnere mich an einen Fall in Hamburg, wo ein Kunde völlig verwirrt war, weil sein Verbrauch im Januar 2021 doppelt so hoch war wie im Januar 2020. Ein Blick auf die Temperaturkurve zeigte: Der Januar 2021 war durchschnittlich 6 Kelvin kälter. Nach Anwendung des Klimafaktors war der bereinigte Verbrauch sogar niedriger als im Vorjahr!

Methodik der Witterungsbereinigung

Die Berechnung des Klimafaktors basiert auf Gradtagen oder genauer: Jahresgradtagen. Diese Methodik berücksichtigt sowohl die Temperaturverhältnisse während eines Berechnungszeitraumes als auch deren Abweichung vom Referenzklima. Der Klimafaktor ergibt sich vereinfacht als Quotient aus:

KomponenteErklärung
ZählerGradtagzahl des Referenzklimas (Potsdam)
NennerTatsächliche Gradtagzahl am jeweiligen Standort

Als Referenzklima dienen die Testreferenzjahre des Referenzortes Potsdam. Warum gerade Potsdam? Die Stadt repräsentiert in etwa die durchschnittlichen klimatischen Verhältnisse in Deutschland. Bezieht sich das sogenannte Referenzklima auf die Testreferenzjahre 2011, die für den neuen Referenzort Potsdam vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst entwickelt wurden. Die Berechnung erfolgt für gleitende 12-Monats-Zeiträume als Quotienten – so können auch unterjährige Zeiträume berücksichtigt werden, was bei der Erstellung von Energieausweisen oft notwendig ist.

Quellen für Klimafaktoren: Deutscher Wetterdienst

Der Deutsche Wetterdienst ist die maßgebliche Quelle für Klimafaktoren in Deutschland. Als staatliche Institution stellt der DWD sicher, dass bundesweit einheitliche und zuverlässige Daten zur Verfügung stehen.

Klimadaten vom DWD nutzen

Der Wetterdienst stellt die benötigten Klimafaktoren kostenfrei auf seiner Website zur Verfügung. Für Energieberater ist dies ein wahrer Segen – früher musste man komplizierte Berechnungen selbst durchführen oder teure Datenbanken abonnieren. Die Nutzung der DWD-Daten ist denkbar einfach:

  1. Besuchen der DWD-Website (www.dwd.de)
  2. Navigation zum Bereich „Klimafaktoren für Energieausweise“
  3. Download der aktuellen Klimafaktoren-Tabellen
  4. Anwendung auf die Verbrauchsdaten des zu bewertenden Gebäudes

Der DWD aktualisiert seine Klimadaten monatlich, sodass stets aktuelle Werte für die Witterungsbereinigung zur Verfügung stehen. Die Daten berücksichtigen sowohl die Temperaturverhältnisse als auch regionale Besonderheiten in den verschiedenen klimatischen Regionen Deutschlands. In meiner Energieberatungspraxis hab ich mir angewöhnt, immer die neuesten Daten zu verwenden. Einmal hatte ich veraltete Klimafaktoren benutzt – der Unterschied lag bei fast 5%. Kann sich jeder vorstellen, wie peinlich das war!

Klimafaktoren nach Postleitzahl ermitteln

Besonders praktisch: Der Deutsche Wetterdienst berechnet Klimafaktoren flächendeckend für ganz Deutschland auf Basis von Postleitzahlgebieten. Dies ermöglicht eine sehr genaue standortbezogene Klimafaktoren-Ermittlung. Die Vorgehensweise ist einfach:

SchrittBeschreibung
1Postleitzahl des Gebäudestandorts ermitteln
2In der DWD-Tabelle den zugehörigen Klimafaktor ablesen
3Berechnungszeitraum berücksichtigen (z.B. Jan 2020 – Dez 2022)
4Klimafaktor auf den Energieverbrauch anwenden

Für jede der über 8.200 Postleitzahlen in Deutschland stellt der Wetterdienst zur Verfügung spezifische Klimafaktoren bereit. Diese basieren auf den Daten der nächstgelegenen Wetterstationen sowie komplexen Klimamodellen, die auch Höhenlagen und andere geografische Besonderheiten berücksichtigen. Die regionale Genauigkeit ist beeindruckend. Selbst innerhalb einer Stadt können sich die klimatischen Bedingungen unterscheiden – etwa zwischen einem windzugeigen Hochplateau und einem geschützten Talkessel. Diese Unterschiede fließen in die Berechnung des genannten Klimafaktors ein.

Gesetzliche Grundlagen für Klimafaktoren in Energieausweisen

Die Verwendung von Klimafaktoren ist keine freiwillige Übung, sondern gesetzlich verankert. Dies sichert die Vergleichbarkeit und Aussagekraft von Energieausweisen in ganz Deutschland.

Anforderungen gemäß EnEV und GEG

Die gesetzlichen Grundlagen für die Anwendung von Klimafaktoren finden sich in der Energieeinsparverordnung (EnEV) und dem mittlerweile gültigen Gebäudeenergiegesetz (GEG). Diese Regelwerke definieren die Regeln für Energieverbrauchskennwerte und die notwendige Witterungsbereinigung. Das GEG schreibt explizit vor, dass bei verbrauchsbasierten Energieausweisen eine Witterungsbereinigung durchgeführt werden muss. Der Gesetzgeber hat erkannt, dass nur so eine faire Bewertung und Vergleichbarkeit von Gebäuden möglich ist. Wichtige Aspekte der gesetzlichen Anforderungen sind:

  • Für Verbrauchsausweise müssen mindestens drei zusammenhängende Abrechnungsperioden (36 Monate) berücksichtigt werden
  • Die Witterungsbereinigung muss nach anerkannten Regeln der Technik erfolgen
  • Die Klimafaktoren des DWD gelten als offizielle Referenz
  • Der bereinigte Energieverbrauchskennwert ergibt sich durch Multiplikation des gemessenen Verbrauchs mit dem Klimafaktor

Zur Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchskennwerte hat das Bundesinstitut für Bau, Stadt- und Raumforschung detaillierte Vorgaben veröffentlicht, die in der Praxis anzuwenden sind.

Witterungsbereinigung und gesetzliche Vorgaben

Die Witterungsbereinigung ist ein zentraler Bestandteil bei der Erstellung eines verbrauchsbasierten Energieausweises. Ohne diese Korrektur wären die ausgewiesenen Energiekennwerte nicht aussagekräftig. Die gesetzlichen Vorgaben schreiben vor, dass der Energieverbrauch eines Gebäudes einer Witterungsbereinigung unterzogen werden muss, bevor er im Energieausweis ausgewiesen wird. Dies gilt für Heizenergie, nicht jedoch für Warmwasser oder Strom. Ein Beispiel: Ein Gebäude in Würzburg hat im Jahr 2022 einen Heizenergieverbrauch von 150 kWh/m². Der Klimafaktor für diesen Zeitraum und Standort beträgt 0,92. Der witterungsbereinigte Verbrauch ergibt sich durch Multiplikation: 150 kWh/m² × 0,92 = 138 kWh/m². Dieser Wert wird dann im Energieverbrauchsausweis angegeben. Tatsächlich hatte ich letztes Jahr einen Fall, wo ein Kollege die Witterungsbereinigung vergessen hatte. Das Ergebnis? Ein völlig irreführender Energieausweis, der beinahe zu einem Rechtsstreit zwischen Käufer und Verkäufer geführt hätte!

Anwendung der Klimafaktoren im Energieausweis

In der Praxis ist die Anwendung von Klimafaktoren recht unkompliziert – vorausgesetzt, man versteht das Grundprinzip und hat Zugriff auf die richtigen Daten.

Berechnung des bereinigten Energieverbrauchs

Die Berechnung des bereinigten Energieverbrauchs erfolgt durch eine einfache Multiplikation: Der tatsächliche Energieverbrauch wird mit dem Klimafaktor multipliziert. **Formel: Bereinigter Verbrauch = Gemessener Verbrauch × Klimafaktor** Der Klimafaktor kann dabei größer oder kleiner als 1 sein: – Klimafaktor > 1: Der Winter war milder als im Referenzklima (Verbrauch wird nach oben korrigiert) – Klimafaktor < 1: Der Winter war kälter als im Referenzklima (Verbrauch wird nach unten korrigiert) Ein Beispiel aus meiner Praxis: Für ein Mehrfamilienhaus in Hamburg lag der gemessene Heizenergieverbrauch bei 120 kWh/m²a. Der Klimafaktor für den betrachteten Zeitraum betrug 1,08. Der bereinigte Verbrauch ergibt sich zu: 120 kWh/m²a × 1,08 = 129,6 kWh/m²a. Für die Berechnung des Primärenergieverbrauchs im Ausweis wird dieser witterungsbereinigte Endenergieverbrauch mit den entsprechenden Primärenergiefaktoren multipliziert.

Berücksichtigung regionaler Klimadaten

Die Berücksichtigung regionaler Klimadaten ist ein wesentlicher Vorteil des DWD-Systems. Standortbezogene Klimafaktoren ermöglichen eine viel präzisere Berechnung als pauschale Regionalwerte. Deutschland ist klimatisch vielfältig:

  • Küstenregionen haben mildere Winter, aber mehr Wind
  • Mittelgebirgslagen sind kälter und niederschlagsreicher
  • Alpenvorland hat längere Heizperioden
  • Großstädte bilden Wärmeinseln mit eigenen Mikroklimata

Diese Unterschiede fließen in die vom DWD bereitgestellten Klimafaktoren ein. Für jede Postleitzahl existiert ein spezifischer Faktor, der die lokalen klimatischen Verhältnisse berücksichtigt. Ich erinnere mich an einen Fall mit zwei baugleichen Gebäuden – eins in Potsdam, eins in Freiburg. Der unkorrigierte Verbrauch in Potsdam war etwa 15% höher. Nach Anwendung der Klimafaktoren lagen die Werte nur noch 2% auseinander – ein deutlicher Beleg für die Wirksamkeit der Witterungsbereinigung!

Herausforderungen bei der Nutzung von Klimafaktoren

Trotz aller Vorteile ist die Nutzung von Klimafaktoren nicht ohne Herausforderungen. Als Energieberater stoße ich immer wieder auf Probleme, die kritisches Denken erfordern.

Aktualität der Daten im Klimawandel

Eine wachsende Herausforderung stellt der Klimawandel dar. Historisch basierte Klimafaktoren können durch die sich ändernden klimatischen Verhältnisse in Deutschland zunehmend veraltete Vergleichswerte liefern. Das Referenzklima des Standorts Potsdam basiert auf historischen Daten. Doch was, wenn die Winter systematisch milder werden? Dann verliert das Referenzklima möglicherweise an Repräsentativität. Einige Experten schlagen vor, statt eines festen Referenzzeitraums rollierende 10-Jahres-Mittelwerte für aktuellere Referenzen zu verwenden. Dies würde den Klimawandel besser abbilden, ist aber bislang nicht in der offiziellen Methodik verankert. Ich hatte letztens ein interessantes Gespräch mit einem Kollegen vom DWD. Er meinte, dass die Gradtagzahlen in den letzten 30 Jahren um fast 10% gesunken sind. Das zeigt, wie wichtig regelmäßige Anpassungen der Referenzwerte sind!

Unterschiedliche Berechnungsmethoden

Ein weiteres Problem: Es existieren unterschiedliche Methoden zur Berechnung von Klimafaktoren. Neben dem DWD-Verfahren gibt es alternative Ansätze, die teils zu abweichenden Ergebnissen führen können. Diskrepanzen zwischen verschiedenen Berechnungsmethoden können zweistellige Prozentabweichungen verursachen. Dies führt zu Verwirrung bei Gebäudeeigentümern und erschwert die Vergleichbarkeit von Energieausweisen. Kritiker bemängeln zudem die intransparente Gewichtung von Klimadaten in der Berechnungsformel des DWD. Die genauen Algorithmen sind zwar dokumentiert, aber für Laien kaum nachvollziehbar. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Am besten hält man sich an die offiziellen DWD-Daten. Selbst wenn die Methodik nicht perfekt ist – wichtig ist, dass alle denselben Standard verwenden. Nur so bleibt die Vergleichbarkeit gewahrt.

Praxistipps für Energieberater

Als Energieberater mit über 15 Jahren Erfahrung habe ich einige Tricks gelernt, die die Arbeit mit Klimafaktoren erleichtern. Diese möchte ich gerne weitergeben.

Nutzung digitaler Tools und Software

Digitale Tools haben die Arbeit mit Klimafaktoren revolutioniert. Moderne Software für Energieausweise automatisiert die Klimafaktor-Ermittlung durch einfache PLZ-Eingabe und Datenabgleich mit DWD-Servern. Besonders praktisch sind:

  • Online-Rechner, die automatisch die aktuellen Klimafaktoren abrufen
  • Energieausweis-Software mit integrierter DWD-Datenbank
  • Mobile Apps für die schnelle Klimafaktor-Bestimmung vor Ort
  • Excel-Vorlagen mit hinterlegten Berechnungsformeln

Diese Tools sparen nicht nur Zeit, sondern minimieren auch Fehlerquellen. Die manuelle Suche nach dem richtigen Klimafaktor für einen bestimmten Zeitraum und eine bestimmte Postleitzahl ist fehleranfällig – automatisierte Systeme reduzieren dieses Risiko. Ich persönlich nutze eine Software, die automatisch die Klimafaktoren für den eingegebenen Berechnungszeitraum ermittelt. Das spart pro Energieausweis etwa 15 Minuten – bei 200 Ausweisen im Jahr eine erhebliche Zeitersparnis!

Korrekturen bei fehlenden Verbrauchsdaten

Eine typische Herausforderung: Was tun, wenn Verbrauchsdaten lückenhaft sind? Energieberater müssen bei Leerständen oder unvollständigen Daten rechnerische Korrekturen vornehmen. Gängige Strategien sind:

  1. Interpolation: Fehlende Monatswerte werden aus vorhandenen Daten interpoliert
  2. Gradtagbasierte Schätzung: Fehlende Verbrauchswerte werden anhand der Gradtagzahlen geschätzt
  3. Vergleichswerte: Bei längeren Leerständen können Verbrauchswerte ähnlicher Gebäude herangezogen werden

Wichtig ist, alle Annahmen und Korrekturen im Energieausweis transparent zu dokumentieren. So bleiben die Berechnungen nachvollziehbar. Ein Beispiel aus meiner Praxis: Bei einem Bürogebäude fehlten die Verbrauchsdaten für zwei Wintermonate wegen eines defekten Zählers. Ich habe den Verbrauch anhand der Gradtagzahlen dieser Monate und des bekannten spezifischen Verbrauchs pro Gradtag geschätzt. Die Abweichung zum später nachgemessenen tatsächlichen Verbrauch betrug nur 3,5%.

Aktuelle Entwicklungen und Forschung

Das Feld der Klimafaktoren ist keineswegs statisch. Neue Technologien und Ansätze versprechen noch präzisere und aktuellere Daten für die Energieausweiserstellung.

Satellitengestützte Temperaturmessungen

Eine spannende Entwicklung sind satellitengestützte Temperaturmessungen. Aktuelle Forschungsprojekte testen diese Methode zur Verbesserung der räumlichen Auflösung von Klimadaten. Satellitendaten bieten gegenüber herkömmlichen Wetterstationen entscheidende Vorteile:

  • Flächendeckende Messungen statt punktueller Daten
  • Höhere räumliche Auflösung (bis zu 100 m × 100 m)
  • Erfassung von Mikroklimata in Städten
  • Kontinuierliche Datenerfassung ohne „blinde Flecken“

Der DWD und das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung arbeiten gemeinsam an Projekten, die Satellitentemperaturdaten in die Berechnung von Klimafaktoren integrieren sollen. Erste Ergebnisse zeigen eine deutlich verbesserte Genauigkeit, besonders in topografisch anspruchsvollen Regionen. Letzte Woche war ich auf einer Fachkonferenz, wo genau diese neuen Methoden vorgestellt wurden. Besonders beeindruckt hat mich, dass mit Satellitentemperaturdaten selbst innerhalb einer Großstadt Temperaturunterschiede von bis zu 4 Kelvin nachweisbar sind – das hat erhebliche Auswirkungen auf den Energieverbrauch!

Einfluss der EU-Gebäuderichtlinie

Auch regulatorisch tut sich einiges. Die EU-Gebäuderichtlinie schreibt verbindliche Vergleichbarkeitsstandards für Energieausweise vor und beeinflusst damit die Methodik der Klimafaktoren. Die EU-Richtlinie zielt auf eine europaweite Harmonisierung der Energieausweise ab. Dies könnte mittelfristig zu einer Anpassung der deutschen Berechnungsmethodik führen. Möglicherweise wird ein EU-weites Referenzklima definiert, statt nationaler Referenzorte wie Potsdam. Besonders interessant: Die neue Richtlinie fordert eine stärkere Berücksichtigung des Klimawandels. Zukünftige Klimafaktoren sollen nicht nur historische Daten, sondern auch Klimaprojektionen einbeziehen. Dies könnte die aktuellen Herausforderungen bei der Aktualität der Referenzdaten adressieren. Statt sich ausschließlich auf historische Wetterdaten zu stützen, würden Klimamodelle und Prognosen in die Berechnung einfließen.

Fazit: Klimafaktoren für aussagekräftige Energieausweise

Klimafaktoren sind unverzichtbar für aussagekräftige Energieausweise. Sie sorgen dafür, dass der Energieverbrauch eines Gebäudes fair bewertet wird – unabhängig von Standort und Witterungsbedingungen im Betrachtungszeitraum. Der Deutsche Wetterdienst stellt mit seinen flächendeckend für ganz Deutschland berechneten Klimafaktoren ein wertvolles Werkzeug für die Energieberatung zur Verfügung. Die standortbezogenen Klimafaktoren nach Postleitzahl ermöglichen eine präzise Witterungsbereinigung. Die gesetzlichen Vorgaben im GEG unterstreichen die Bedeutung der Witterungsbereinigung für verbrauchsbasierte Energieausweise. Nur durch korrekte Anwendung der Klimafaktoren können wir sicherstellen, dass Energieausweise ihre Funktion als Vergleichs- und Informationsinstrument erfüllen. Trotz einiger Herausforderungen – wie der Aktualität der Daten im Klimawandel und unterschiedlicher Berechnungsmethoden – bleibt die Witterungsbereinigung mittels Klimafaktoren das beste verfügbare Verfahren. Digitale Tools erleichtern dabei die praktische Anwendung erheblich. Mit Blick auf die Zukunft versprechen satellitengestützte Temperaturmessungen und Anpassungen durch die EU-Gebäuderichtlinie weitere Verbesserungen. Die Klimafaktoren werden sich weiterentwickeln, um den Herausforderungen des Klimawandels gerecht zu werden. Als Energieberater kann ich nur empfehlen: Nehmt die Klimafaktoren ernst! Sie sind kein lästiges Beiwerk, sondern das Fundament für aussagekräftige Energieausweise. Nur mit korrekter Witterungsbereinigung leisten wir einen echten Beitrag zur Energiewende im Gebäudesektor.

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